Anatomie der guten Hoffnung II

Lebendige Phantome

Premiere: 04. Mai 2023 - monsun.theater Hamburg

Stückentwicklung: Team | Spiel: Pablo Konrad | Live-Visuals & Video: Mara Wild | Kompsition & Live-Musik: Nis-Momme Köpp | Regie, Kostüm, Figuren: Cora Sachs | Dramaturgie: Janne Weirup | Bühnenraum: Kathrine Altaparmakov | Sprecherin: Christina Arends | Klavier: Emily S Y Liu | Lichtdesign: Kathrine Altaparmakov, Katharina Theßeling | Produktionsassistenz: Clara Weise

„Der Meister der Geburtshülfe dringt in das Innere der lebenden Frau vor, um alles so zu sehen, wie es noch kein Mann je zuvor gesehen hat. Der Entdecker stößt ausgerüstet mit vielerlei Instrumenten vor in einen dunklen Kontinent der pathologischen Geburtsvorgänge.”
– James Marion Sims, 1885 –

Auf geht‘s in die neugegründeten Gebäranstalten des 18. und 19. Jahrhunderts. Teils als Prachtbauten errichtet, teils nur dürftig ausgestattet, dienen diese „Accouchierhäuser“ vorrangig den Medizinstudenten zur Ausbildung als Geburtshelfer. Hier wird der schwangere Körper verwaltet, vermessen, touchiert, studiert, gemeldet, überwacht und dabei zum lebendigen Phantom. Die Bestimmung über ihn wird zu einem staatlichen Verwaltungsakt. Dabei wird die Medizin zur perfekten Verwalterin der bevölkerungspolitischen Interessen des Staates und tritt in den Ring im Kampf um die Macht über den weiblichen Körper.

Doch die Stimmen der Frauen dringen lauter als je zuvor bis zu uns durch. Schwangere und Hebammen berichten, prangern an, verteidigen sich und geben so Einblick in einen Kampf, der so alt ist wie die Menschheit selbst.

Die Trilogie

“Ein jedes Leben beginnt mit einer Geburt. Ein Vorgang, der so alt ist wie das Leben selbst.”

In einem abstrus-wilden Ritt durch die Geschichte folgt die Stücktrilogie den medizinhistorischen, gesellschaftlichen und machtpolitischen Umbrüchen rund um Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt. Die eigentlichen Debatten, für die die Geburt immer wieder als Stellvertreterkonflikte herhalten musste und muss, werden freigelegt. Der Schleier der Mystifizierung und Verklärung wird gelüftet: Wagen wir uns auf das Schlachtfeld Körper, über den und mit dem Politik gemacht wird, dem Ideologien übergestülpt und anhand dessen gesellschaftliche und soziale Grenzlinien gezogen werden!

Von der Verdrängung der Hebammen seit dem Mittelalter durch die Kirche, über die Gründung der Gebärhäuser und den Einfluss der Medizin auf den Geburtsvorgang im 18. und 19. Jahrhundert, bis zu den aktuellen Debatten zu der Macht über den gebärenden Körper: Die Geschichte der Geburt wirft Fragen auf, die sich seit Jahrhunderten zu wiederholen scheinen. Was lässt sich feiern und wofür lohnt es sich noch immer zu kämpfen?

Eine Produktion des monsun.theaters Hamburg. Finanziert durch die Behörde für Kultur und Medien Hamburg und durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von „Neustart Kultur – Back to Stage“.

Digitales Programmheft der Trilogie: hier

www.corasachs.com - monsun.theater

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